Wer führt die Evaluation durch?
Im Projekt SEELE übernehmen die Medizinische Hochschule Brandenburg (MHB) und die Technische Universität Berlin (TU) die Evaluation. Dabei evaluiert die MHB die klinischen Daten und Endpunkte, und die TU betrachtet die gesundheitsökonomischen Effekte. Die Krankenkassen AOK Nordost sowie IKK Brandenburg und Berlin stellen Routinedaten (Sekundärdaten) zur Evaluation des Projekts zur Verfügung. Weitere Daten werden direkt während der Interventionsphase durch das jeweilige Personal erhoben (Primärdaten). Befragungen, Interviews und Fokusgruppen liefern darüber hinaus wichtige qualitative Ergebnisse. Ein Ethikvotum wird vor Interventionsbeginn bei der Ethikkommission der MHB eingeholt. Die Evaluation erfolgt formativ und summativ in einer kontrollierten Interventionsstudie mit einem Mixed-Method-Ansatz inklusive einer Prozessanalyse. Da ein Vorenthalten der tagesklinischen Versorgung für zufällig ausgewählte Patienten ethisch nicht vertretbar ist, wurde ein nicht randomisiertes Evaluationsdesign gewählt, bei dem die Kontrollgruppe aus Routinedaten der Krankenkassen selektiert, gematcht und pseudonymisiert an die Evaluation übermittelt wird. Die Interventionsgruppe umfasst dabei 341 einzuschließende Patienten (ITT), von denen für mindestens 214 Patienten alle Erhebungsdaten vollständig vorliegen müssen (PP). Die gematchte Kontrollgruppe aus Krankenkassendaten umfasst ca. 500 Patienten.
Ziel der Evaluation ist es, die Versorgung in der palliativmedizinischen Tagesklinik klinisch und gesundheitsökonomisch wissenschaftlich valide zu bewerten. Hierfür wird die Evaluation in drei Module geteilt, die in den Aufklapptexten detaillierter beschrieben werden.
Modul 1: Klinische Evaluation
Modul 1 umfasst die klinische Evaluation. Hier ist der primäre Endpunkt die "Anzahl der Hospitalisierungen". D.h. hier wird die mittlere Anzahl der vollstationären Krankenhausaufenthalte pro Jahr während der Interventionsphase gemessen. Als 5 sekundäre Endpunkte werden folgende Parameter untersucht:
- Die mittlere Dauer des SAPV-Leistungsbezugs
- Die Symptomstärke
- Die gesundheitsbezogene Lebensqualität
- Das Vorliegen einer Vorsorgevollmacht oder Patientenverfügung
- Die Belastung der pflegenden Angehörigen
Für den primären Endpunkt und den ersten sekundären Endpunkt werden entsprechende Routinedaten der Krankenkassen benutzt, zum einen für die Patienten in der Interventionsgruppe und zum anderen für passende Versicherte der AOK Nordost als Kontrollgruppe. Bei den weiteren sekundären Endpunkten ist ein Vergleich mit der Kontrollgruppe entweder nicht sinnvoll oder nicht möglich. Denn Daten zu diesen Endpunkten werden von den Krankenkassen nicht erhoben, sondern müssen über Fragebögen gesammelt werden. Deshalb werden diese Endpunkte über einen Vergleich zwischen dem Startzeitpunkt und dem Endzeitpunkt der Intervention innerhalb der Interventionsgruppe untersucht (z.B. hat der Patient eine Vorsorgevollmacht/Patientenverfügung).
Modul 2: Gesundheitsökonomische Evaluation
Modul 2 evaluiert gesundheitsökonomische Gesichtspunkte aus der Perspektive der gesetzlichen Krankenversicherungen. Hier werden die Kosten und Effekte der Intervention den Kosten und Effekten der Regelversorgung gegenübergestellt. Dies passiert anhand von Routinedaten der Krankenkassen und auf Basis von Primärdaten. Hierdurch können Erkenntnisse der Kosteneffektivität von palliativmedizinischen Tageskliniken gewonnen werden sowie eine gesundheitsökonomische Abschätzung des Verwertungspotenzials ermöglicht werden. Es werden hierfür die inkrementellen Kosten während des Versorgungszeitraums in der Tagesklinik und die inkrementellen Effekte in der Interventions- und Kontrollgruppe gegenübergestellt (Kosten-Effektivitätsverhältnis – ICER).
Modul 3: Prozessevaluation
In Modul 3 erfolgt projektbegleitend die Prozessevaluation. Hier werden mittels qualitativer und quantitativer Methoden hemmende und fördernde Implementierungsverfahren analysiert. Hierzu werden Patienten, Angehörige, Mitarbeitende in der Tagesklinik und zuweisende Haus- und Fachärzte in Interviews nach ihren Bedürfnissen und Bedarfen der Gesundheitsversorgung sowie ihrer Erfahrung mit der Versorgung in einer palliativmedizinischen Tagesklinik befragt. Weiterhin werden für ein vertieftes Wirkungsverständnis Einzelfälle analysiert. Kriterien hierbei sind eine besonders intensive oder geringe Nutzung der palliativmedizinischen Tagesklinik oder eine besonders komplexe Symptomlage. Des Weiteren werden in monatlichen Besprechungen mit den Koordinatoren und Evaluatoren die Abläufe, Versorgungsleistungen, Zuweisungen etc. reflektiert. Um Erkenntnisse bezüglich einer breiten Implementierung von palliativmedizinischen Tageskliniken zu erhalten, werden Fragebögen an 200 potenziell Zuweisende Versorger versandt.
Ansprechpartner
Bei SEELE setzen wir uns für eine verbesserte palliativmedizinische Versorgung in Brandenburg ein. Unsere vier Tageskliniken in Potsdam, Rüdersdorf, Neuruppin und Eberswalde bieten palliativ erkrankten Menschen die Möglichkeit zu mehr Selbstständigkeit und Lebensqualität. Wir arbeiten intensiv daran, innovative Betreuungskonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Kontaktieren Sie unser engagiertes Team an einem unserer Standorte, um mehr über unsere Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten zu erfahren.
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